Auch wenn ich mich gerne über religiöse Radikalität gleichwelcher Ausprägung amüsiere, schmerzt mich die damit einhergehende Zerrissenheit doch sehr, denn sie setzt sich bis tief in meine eigene Person hinein fort. Darüberhinaus halte ich sie für unnötig. Gräben und Risse zwischen den Parteien werden so gut wie immer durch soziale und kommunikative Inkompetenz hervorgerufen. Inhaltliches ist die Munition, niemals aber das Fundament dieses Krieges.
Und ob nun in den ewigen Kampf „Liberale“ gegen „Orthodoxe“ als dritte Partei statt der stetig wegdämmernden charismatischen Bewegung die sogenannten „Emergenten“ als neues Sammelbecken der Umtriebigen, Ungeduldigen und Unzufriedenen eintreten oder nicht, wird langfristig auch nichts ändern. Modeerscheinungen kommen und gehen.
Aber muss das sein?
Der Mensch (auch der fromme) hat zwei Grundsehnsüchte, die sein Handeln bestimmen: Diejenigen nach Abenteuer und Sicherheit. Beides kann er in der Gemeinde haben.
Das Problem ist keins der Generationen (so ein Unfug!), sondern eins der Charaktere. Die Frage ist also: „Mehrcharaktergemeinde – ja oder nein“.
Was glaubt ihr wohl, warum die Charis am Ende sind? Es gibt nichts Langweiligeres als Homogenität. Und so wird auch jedes in Zukunft emergierende Kirchengebilde mittelfristig an sich selbst zugrunde gehen und elendig verrecken.
Spannung und Andersartigkeit sind der Dünger, auf dem jedes soziale Gebilde wächst. So lernt man. Kostet aber auch was.
Darum: Der Wandel will in mir selbst stattfinden, nicht in unseren Strukturen. Reformier dich selbst, anstsatt auf Außen zu projizieren! Hör auf, anderen (den Liberalen, den Evangelikalen, den Betonköpfen in der Gemeindeleitung) die Schuld zu geben. Das Elend steckt in dir selbst, gib’s zu.
Vereinen wir unsere Sehnsüchte. Wir haben sie alle in uns, wenn auch unterschiedlich gewichtet. Das Streben nach Abenteuer (Liberales) und nach Sicherheit (Orthodoxes).
Wir sind alle liberodox. Wir sind alle gleich.
Mehr Homogenität braucht kein Mensch.
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